Wie der Titel "Anwendung der Ergebnisse der Kindertemperamentsforschung in der Schule" schon andeutet, soll es in dieser Arbeit darum gehen die Schulrelevanz von verschiedenen Temperamentsmodellen zu untersuchen.In der Einleitung wird die Temperamentsforschung in die Psychologie eingeordnet und der Begriff des Temperaments von dem der Persönlichkeit abgegrenzt (1.2 Zum Begriff "Temperament"). Außerdem werden kurz die Meßmethoden in der Kindertemperamentsforschung aufgezeigt (1.3. Messmethodik).Im zweiten Kapitel (2. Temperamentskonzepte) werden verschiedene Temperamentskonzepte vorgestellt. Begonnen wird mit dem alten Modell von den Griechen Hippokrates und Galenus (2.1 Das Konzept von Hippokrates/Galenus). Dann folgt die Untersuchung von Thomas und Chess, die in den 50er Jahren die New Yorker Längsschnittstudie durchgeführt haben und woraus verschiedene Temperamentsdimensionen herausgearbeitet wurden (2.2 Die Untersuchung von Thomas und Chess). Das dritte Konzept, von Kaniak-Urban direkt für die Praxis entwickelt, steht mit dem Persönlichkeitsmodell von C.G.Jung in Verbindung (2.3. Die Kindertypologie von Kaniak-Urban).Im dritten Kapitel (3. Anwendung der Konzepte in der Schule) werden die drei Konzepte dahingehend betrachtet, wie die unterschiedlichen Temperamente, von denen die Konzepte ausgehen, in der Schule Berücksichtigung finden könnten. Das Konzept der Griechen findet sich in der Temperamentenlehre Steiners wieder, von der die Waldorfschulen ausgehen. (3.1 Rudolf Steiners Temperamentenlehre). Es wird versucht die Forschungsergebnisse von Thomas und Chess auf die Schule zu beziehen (3.2 Zur Anwendung der Forschungsergebnisse von Thomas und Chess). Kaniak-Urban hat bei ihrem Temperamentmodell gleich die schulische Anwendung vorgesehen (3.3 Ressourcenorientiertes pädagogisches Handeln).Am Ende dieser Arbeit werden abschließende Gedanken zur Verwendung der Temperamentskonzepte und -typologien in schulischen Arbeitsbereich geäußert (4. Schlussbetrachtung).
Möchte man die Temperamentsforschung in die Vielfalt der
Psychologischen Gebiete einordnen, so gelangt man zur
Persönlichkeitspsychologie.
Die Persönlichkeitspsychologie beschäftigt sich mit dem unterschiedlichen
Erleben und Verhalten von Menschen und versucht, trotz der Individualität der
Menschen, Beschreibungsmerkmale zu finden, nach denen Person sich vergleichen
oder gruppieren lassen. "Ziel der Persönlichkeitspsychologie ist es, die
Unterschiedlichkeit der 'ganzen' Person zu beschreiben, zu verstehen bzw. zu
erklären und vorherzusagen." (Nolting/Paulus 1994, S. 102)
In der Differentiellen Psychologie, die mit der Persönlichkeitspsychologie eng
verbunden ist, werden vertiefend spezielle Aspekte der Persönlichkeit
betrachtet, wie z.B. Aggressivität und Ängstlichkeit.
Um den oben angedeuteten Aufgaben gerecht zu werden sind in der
Persönlichkeitspsychologie verschiedene Theorien entwickelt worden. Nach
Fisseni lassen sie sich gruppieren zu psychodynamischen,
eigenschaftstheoretischen, phänomenologischen und lerntheoretischen Theorien.
Entsprechend dieser unterschiedlichen Theorierichtungen gibt es nun auch
unterschiedliche Definitionen von Persönlichkeit. Eine sehr neutrale, und daher
wohl auch recht populäre, Definition ist die von Herrman. Nach Herrmann (1976)
ist Persönlichkeit "ein bei jedem Menschen einzigartiges, relativ stabiles
und den Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat". (zitiert nach
Nolting/Paulus, 1994)
Wie der Begriff der Persönlichkeit ist auch der Begriff des Temperaments in den
Persönlichkeitstheorien nicht einheitlich definiert und auch von dem Begriff
der Persönlichkeit nicht immer eindeutig abgegrenzt. Allport (1970) beschreibt
Temperament folgendermaßen: "Temperament bezeichnet wie Intelligenz und
Körperbau sozusagen ein Art Rohmaterial, aus dem die Persönlichkeit geformt
wird. Alle drei Faktoren stützen sich stark auf die Erbanlagen und sind daher
die am stärksten erbbedingten Aspekte der Persönlichkeit. Das Temperament
hängt zusammen mit dem biochemischen Klima oder inneren Wetter, in dem eine
Persönlichkeit sich entwickelt." (zitiert nach Zentner, 1998)
Allport unterscheidet also ganz eindeutig zwischen Temperament und
Persönlichkeit. Nach seiner Definition ist das Temperament sozusagen dem Begriff
der