Ulrike Meinhof galt/gilt als planender Kopf der als terroristisch angesehenen "Roten-Armee-Fraktion". Sie entwickelte Ziele und Strategien für eine ihrer Meinung nach bessere Gesellschaftsordnung. Zusammen mit A. Baader baute sie die RAF-Organisation auf, plante seine Befreiung aus der Haft und andere Aktionen. In der Haft organisierte sie einen Hungerstreik, an dessen Folgen Holger Meins starb.
1934 | Geburt von Ulrike Meinhof |
? | Studium der Philosophie, Pädagogik, Soziologie und Germanistik in Marburg und Münster |
1960-64 | Chefredakteurin der Hamburger Zeitschrift "Konkret" |
1961-68 | verheiratet mit Klaus Rainer Röhl (Herausgeber von "Konkret") |
1968 | Umzug nach Berlin |
ab 1968 | Arbeit beim TV-Magazin "Panorama" (zeitkritische
Filme) Kontakt mit Andreas Baader und Aufbau der RAF |
1970 | Befreiung Baaders aus der Haft |
1972 | Festnahme in Langenhagen bei Hannover |
1973 | Verurteilung zu 8 Jahren Gefängnisstrafe |
1974 | Verlegung in das Hochsicherheitsgefängnis Stuttgart- Stammheim |
1976 | 9. Mai: Tod durch Selbstmord (Erhängen in ihrer
Zelle) 15. Mai: Beisetzung in Berlin |
Erich Fried schickt Telegramm zur Beisetzung in dem er Ulrike Meinhof als "größte Frau seit Rosa Luxemburg" bezeichnet, obwohl er kein Anhänger der RAF war.
Seltsamer
Selbstmord
dessen Spuren
auf anderes Deuten
Wundmale
Würgespur
nicht wie beim Tod
durch Erhängen
Und das Gesicht nicht blau
die Augen nicht blutunterlaufen
auch nicht herausgetreten
wie beim Ersticken
Aber es darf nicht
das Andere sein
Es muss
Selbstmord gewesen sein
trotz aller Spuren
Nämlich
sonst müsste es
Mord sein
Nicht Mord durch Zutodehetzen
Mord durch Gehässigkeit
Mord durch Unrecht
den keiner mehr Mord nennt
sondern
gemeiner Mord
wie durch Eindringen
eines Erwürgers
Wohin
kämen wir dann?
Wohin
sind wir gekommen?
Erich Fried 1975:"In extremen Gruppen wie RAF und
"2.Juni" zeigt sich nicht nur Wirklichkeitsverlust, sondern stellt man
auch Entfremdungs-, sogar Verrohungserscheinungen fest. Doch ich glaube, dass
hier eine Wechselspiel von Unrecht, Auflehnung, Verleumdung, Repression und
schließlich beiderseitiger Gewaltanwendung eine richtige
Michael-Kohlhaas-Mentalität erzeugt hat.
Vor acht, neun Jahren wurde Rudi Dutschke von einem großen Teil der deutschen
Presse als Volksfeind und brutaler Fanatiker verleumdet, als einer von jenen
studentischen "Schädlingen, die man wie Ungeziefer bekämpfen
müsse."
Ohne dieses Feindbild hätte der arme Neurotiker Bachmann, wie er selbst später
sagte, kaum auf Dutschke geschossen. Dutschke wieder wäre ohne seine schwere
Verletzung in Deutschland geblieben, uns ich kann mir kaum vorstellen, dass
Ulrike Meinhof, die von Dutschkes Integrität, Menschlichkeit und politischem
Weitblick eine sehr hohe Meinung hatte, je ihren "bewaffneten Kampf"
angefangen hätte, ohne ihn erst um Rat zu fragen. Dutschke aber, der derlei
Aktionismus entschieden ablehnt, hätte sie sicher davon abbringen können. Und
ich glaube kaum, dass ohne Ulrike Meinhofs Formulierungsfähigkeit und ohne ihr
Charisma die RAF, so wie sie war, entstanden wäre. ... Ich glaube allerdings,
die RAF wäre wahrscheinlich auch nicht ohne die jahrelange allgemeine Gehässigkeit
gegen alles, was links ist, entstanden. Auch hier hat Hass gerade das erzeugt,
worüber er sich dann weiterhin entrüstet."