Siegfried Buback

7. April: Ermordung des Generalbundesanwalts Buback

In einem Vorabdruck des untenstehenden Gedichts wird durch einen Satzfehler in der letzen Strophe, der da lautet: "Es wäre besser gewesen/ so ein Mensch/ hätte nicht gelebt", der Inhalt des Gedichts verändert. Obwohl der Fehler berichtigt wird, gerät Fried unter "Beschuß". Die FAZ schreibt, dass die Verse manchem vielleicht seine letzte Hemmung vor politischen Mord nehmen würden und die Zeit sieht in Fried einen dichtenden Verschwörungsneurotiker.

 

Auf den Tod des Generalbundesanwalts Siegfried Buback

1
Was soll ich sagen
von einem toten Menschen
der auf der Straße lag
zerfetzt von Schüssen

den ich nicht kannte
und nur wenig zu kennen glaubte
aus einigen seiner Taten
und einigen seiner Worte?

2
Dies Stück Fleisch
war einmal ein Kind
und spielte

Dieses Stück Fleisch
war einmal ein Vater
voll Liebe

Dieses Stück Fleisch
glaubte Recht zu tun
und tat Unrecht

Dieses Stück Fleisch
war ein Mensch
und wäre wahrscheinlich

ein besserer Mensch
gewesen
in einer besseren Welt

3
Aber genügt das?
Könnte man nicht dasselbe
von anderen Menschen sagen
die eingingen in die Geschichte
befleckt und verurteilt
vom Nachruhm ihrer Unmenschlichkeit?

4
Was er für Recht hielt
hat Menschen
schaudern gemacht

Was er für Recht hielt
hat dieses Recht
in Verruf gebracht

Seine Nachrufe waren
nur so
wie Nachrufe sind

5
Was er getan hat
im Leben
davon wurde mir kalt ums Herz
Soll mir
nun warm ums Herz werden
durch seinen Tod?

6
Der Abscheu vor ihm
half Herzen
verhärten wie seines

sein Tod
wird helfen
seine Lebenswerk fortzusetzen

Sein Tod wird helfen
das Denken
auf ihn abzulenken

und so zu verdecken das Unrecht
von dem dieser Mensch
nur ein Teil war

Schon darum
kann ich nicht ja sagen
zu seinem Tod

vor dem mir
fast so sehr graut
wie vor seinem Leben

7
Es wäre besser gewesen
so ein Mensch
wäre nicht so gestorben

Es wäre besser gewesen
ein Mensch
hätte nicht so gelebt

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